WALLY im musix-Interview …

André „Wally“ Wahlhäuser sieht sich selber in erster Linie als Mucker, wie er im musix-Interview verrät. Aber er erzählte auch noch viel mehr über sich, seine neue Platten, seine Einflüsse und „Gott und die Welt“. Unser Fazit: Klasse Typ und klasse Scheibe!

musix: Du hast schon in Rock’n’Roll-Bands wie Psychopunch und V8Wankers gespielt. Was steht denn derzeit in Sachen Bands bei dir so an?

Wally: Na, ich hoffe nicht mehr so sehr viel. Mit Bonsai Kitten war ich die letzten zwei Jahre ziemlich ausgelastet. Ich habe momentan auch nicht vor irgendeiner Band beizutreten. Es sind Studio-Sachen in Planung, die auch sehr spannend werden könnten. Schauen wir mal.

musix: Oder ist solo erfüllender und deine momentane Priorität?

Wally: Absolut. Meine eigenen Songs sind zu 100 % mein Leben mit all seinen Facetten. Meine Geschichten und Erlebnisse. Ich liebe es natürlich auch als Sideman auf der Bühne zu stehen und die Klampfe zu quälen oder mit anderen Muckern gemeinsam an Songs zu arbeiten, aber meine eigene Musik ist das, was mich erfüllt.

musix: Würdest du deine neue Platte „Laut genug“ als Alleingang bezeichnen oder gibt es Mitwirkungen/Kollaborationen, die man erwähnen sollte?

Wally: Dieses Mal war es kein Alleingang. Ich habe fünf Lieder der neuen Platte mit meinen Jungs Jozsi Lak und Markus Töltl live im Studio eingespielt. Die beiden begleiten mich seit Jahren und wollten dieses Mal auch ein Teil der Platte sein. Das hat fantastisch funktioniert. Als Gäste hatte ich noch Tiger Lilly Marleen, die bei einigen Songs mitgesungen hat und die deutsche Gitarrenlegende Micky Wolf hat das Solo zum Opener geliefert. Den Rest der Platte habe ich dann selber eingespielt, auch aus Zeitgründen. Den Mix habe ich mit meinem guten Freund und Studiokollegen Janis Respondek durchgezogen. Oliver Metzger (Raum B) hat das Teil dann gemastert. Alle haben einen wirklich tollen Job gemacht!

musix: Der Titelsong hat mich doch an Stoppok erinnert. Ist der Vergleich für dich o.k.?

Wally: Mehr als das! Mit 11 Jahren brachte Stoppok mich zur deutschsprachigen Musik. Ich glaube, er ist tatsächlich einer meiner größten Einflüsse. Von Stoppok war ich allerdings schon immer mehr als nur ein „Fan“. Mein Vater ist leider sehr früh verstorben und ich glaube, ich war irgendwie auf der Suche nach einem „Ersatz“. Ich weiß, das klingt jetzt wahrscheinlich etwas verrückt. Seine Musik und seine Texte haben mich durch viele Höhen und Tiefen des Lebens getragen. Ich werde oft darauf angesprochen, dass ich ihm ein wenig ähnlich bin. Es ist jedes Mal ein Kompliment und eine große Freude für mich mit einem Künstler wie Stoppok verglichen zu werden.

musix: Oder doch lieber mit Kollegen wie Westernhagen oder Wolf Maahn assoziiert werden? Da meine ich auch Einflüsse herauszuhören.

Wally: Westernhagen hat mich sicherlich auch inspiriert. Gerade die „alten Scheiben“ lege ich mir immer mal wieder auf den Plattenteller. Wolf Maahn habe ich tatsächlich so gar nicht auf dem Schirm. Für mich gibt es bei deutschsprachiger Musik Stoppok, Westernhagen, BAP, Hannes Bauer, EAV, Spider Murphy Gang, Tocotronic, ´n bisschen Rio Reiser, eine Priese Torfrock und ´n Hauch von den frühen Grönemeyer Sachen. Das war´s dann schon so ziemlich. Cynthia Nickschas finde ich aktuell noch super. Ansonsten is´ bei mir viel internationaler Kram im Focus. Springsteen, Tom Petty und Elton John sind für mich großes Kino. Na klar und Hendrix, B.B.King, Muddy Waters, Etta James … es gibt so unfassbar viel gute Musik fällt mir gerade auf. Da sollten wir vielleicht mal ein „Extra-Interview“ für machen. 🙂

musix: Zitat in „Lass es sein“: „Kein Schwanz kauft heut mehr Platten.“ Warum nimmst du dann immer noch neue auf?

Wally: Haha, jaja! Das ist eine verdammt gute Frage! Weil ich es liebe! Als Kind hatte ich den Entschluss gefasst „Ich will eines Tages einen Plattenvertrag haben, Alben machen und auf Tour gehen!“. Ich träumte natürlich von riesigen Bühnen und ´nem Haufen Kohle, aber je größer ich wurde, umso kleiner wurden die Bühnen … naja und von meinem Kontostand fang ich jetzt gar nicht erst an. Konnte ja damals keiner ahnen, dass die Branche mal so einbricht. Ich habe trotzdem all diese Ziele erreicht. Ich habe mit Sunny Bastards Records ein tolles Label, Ich kann Platten machen und bin regelmäßig auf Tour. Die Entwicklung der Branche ist für Musiker halt problematisch geworden. Es hat nicht nur an Wertigkeit verloren, es ist ja beinahe wertlos geworden Musik zu machen. Ich bin kein „Früher war Alles besser!“-Typ, aber….ah warte halt! Doch, bin ich! Musik machen tut nicht mehr weh, sondern kratz am Ego wenn´s nicht genug Likes und Plays gibt. Vielen kaufe ich ihre Attitude auch nicht ab. Gerade im Bereich Rock und Punk. Wer auf Tour als „Punk“ noch Zeit hat sich um Algorythmen zu kümmern, damit er seine Fans nicht verliert, der hat meiner Meinung nach irgendwas nich´ ganz verstanden. Da wäre eher Staubsaugervertreter oder Sektenführer oder sowas ´ne bessere Berufung.

musix: Geile Nummer übrigens. Könnte ein Hit werden?

Wally: Vielen Dank für das Kompliment! Obwohl ich glaube meine Musik und ich sind alles andere als angesagt. Erfahrungsgemäß wissen die Leute erstmal nicht, wo sie mich hinstecken sollen. Wenn ich es schaffe die kleineren oder mittelgroßen Clubs Bundesweit zu füllen, dann habe ich Alles erreicht, was ich erreichen will. Ey, ich weiß auch wirklich so gar nicht, was aktuell angesagt ist geschweige denn, was eine moderne Produktion ausmacht.