Mit nur 13 Songs ist die Selist von King King beim Auftritt im Collos-Saal in Aschaffenburg am 26. April auf den ersten Blick nicht sehr lange. Reicht aber trotzdem für ein gut eineinhalb Stunden langes und wieder einmal großartiges Konzert der Briten. Aber von vorne. Eröffnet wird der Abend von These Wicked Rivers, die ebenfalls aus dem Vereinigten Königreich stammen. Von Sound und Optik her, könnten die Jungs aber auch aus dem tiefsten Süden der USA stammen. Vorbilder sind unüberseh- und -hörbar Bands wie Lynyrd Skynyrd oder Blackberry Smoke. Und es sind durchaus auch gute Songs, welche die Band an diesem Abend präsentiert. Was man vom Sound allerdings leider nicht behaupten kann. Die Befürchtung, dass das eventuell dem Raum geschuldet sein könnte und auch bei King King so ist, erweist sich glücklicherweise als unbegründet. Das Quartett um Mastermind Alan Nimmo, das an diesem Abend live einmal mehr von dessen Bruder Stevie unterstützt wird, liefert erneut ein fulminantes Konzert ab. Im Gegensatz zu anderen Bands sind King King live noch mal um ein ganzes Stück besser als auf Platte. Was auch an der unglaublichen Spielfreude der Band und allen voran Alan Nimmo liegt, die sich von der ersten Minute an auf das Publikum überträgt. Schon beim zweiten Song „Let Love In“ singt der ganze Saal mit. Und natürlich später auch bei der obligatorischen Publikums-Animation während „You Stopped The Rain“, das Alan Nimmo gemeinsam mit Stevie geschrieben hat. Und nicht nur diese Nummer beweist, wie großartig die Brüder harmonieren. Ob nun beim zweistimmigen Gesang oder im Zusammenspiel der Gitarren. Genial werfen sich die beiden die Solos zu oder spielen auch mal synchron. Molly Hatchet und Ten Years After lassen grüßen.

Im Sound von King King verschmelzen 50 Jahre Rock- und Blues-Einflüsse auf einzigartige Weise. Und selbst ausgedehnte Jam-Parts verkommen hier nie zur Fiedelei. Der Song und sein Spirit stehen immer im Mittelpunkt, dem sich jeder Musiker unterordnet. Ein Höhepunkt dabei ist auch diesmal wieder das überragende „Stranger To Love“, bei dem die Band immer leiser und leiser wird, so dass am Ende nur noch ein ganz dezenter Schlagzeugbeat zu hören ist und Nimmo sein Solo auf der schließlich komplett unverstärkten Gitarre spielt. Leider sind an diesem Abend anders als bei einem Konzert im Hirsch ein paar Idioten im Publikum, die diesen magischen Musik-Moment nicht zu würdigen wissen und den Mund nicht halten können. Mit aufgedrehten Verstärkern und Power geht es schließlich auf die Zielgerade. Davor hatte die Band neben älteren und jüngeren Titeln wie „Rush Hour“, „Whatever It Takes To Survive“ und „I Will Not Fall“ mit „Cried Out For Love“ auch die erste Single des im September erscheinenden neuen Albums im Gepäck. Ein Song, der einmal mehr beweist, warum King King schon mehrmals mit dem British Blues Award und Alan Nimmo 2018 als „Best Blues Songwriter of the Year“ ausgezeichnet wurden. Der Besondere an dieser Band ist aber, wie diese Songs live performt werden. Weshalb hier zwingend neben den beiden Nimmo-Brothers auch Bassist Zander Greenshields und Keyboarder Jonny Dyke Erwähnung finden müssen, die den Songs nicht nur instrumental sondern auch als großartige Background-Sänger ihren Stempel aufdrücken. Ebenso wie der neue Schlagzeuger Jon Lodge, der im vergangenen Jahr den Platz von Andrew Scott eingenommen hat und sich als perfekter Nachfolger präsentiert. Mit dem neuen Album im Gepäck geht es Herbst erst einmal auf große UK-Tour. Und hoffentlich dann ganz bald wieder für weitere Auftritte auch nach Deutschland.



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